Lutz Seiler, geboren am 8. 6. 1963 in Gera/Thüringen, aufgewachsen in Culmitzsch und Korbußen, später Umzug nach Gera. Lehre als Baufacharbeiter, arbeitete anschließend als Zimmermann und Maurer. Nach dem Militärdienst Studium der Germanistik in Halle und Berlin. 1994 bis 1999 Mitherausgeber der Zeitschrift „Moosbrand“. Seit 1997 Leiter des Literaturprogramms im Peter-Huchel-Haus in seinem Wohnort Wilhelmsforst bei Berlin. Seit 2011 Mitglied der deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt, seit 2012 Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und der Sächsischen Akademie der Künste. 2015 hatte er die Poetikdozentur der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg inne, 2023 die Bamberger Poetikprofessur.
* 8. Juni 1963
von Marja Rauch
Essay
„In meinem Elternhaus hingen keine Gainsboroughs.“ Auf diese Zeile Gottfried Benns beruft sich Lutz Seiler in einem Interview in der „Mitteldeutschen Zeitung“ aus dem Jahr 2000, in dem er mit der Veröffentlichung seines zweiten Gedichtbandes „pech & blende“ unvermittelt für Furore sorgte. Seinen eigenwilligen Weg zur Lyrik hat Seiler vor diesem Hintergrund in einem anderen Interview folgendermaßen zusammengefasst: „Bei mir war das ganz spät. Ich habe ja eine ganz andere Geschichte: Ich habe Maurer gelernt und mehrere Jahre als Zimmermann gearbeitet und auch nicht gelesen. Ich habe ein ganz unmusisches Elternhaus gehabt. Ich habe mit 23 oder 24 ...